Mulligatawny oder: pseudo-indische Currysuppe

Seit wir Ende der letzten Woche aus New York zurückgekommen sind, schwöre ich auf bunte, würzige Gemüsegerichte, bei denen am besten alles in einem großen Topf gekocht werden kann. Denn solche Gerichte haben mir zwischen all dem abwechslungsreichen, aber ungesunden und damit letztendlich auch unbefriedigenden Fast Food in den USA ziemlich gefehlt. Klar, in den ersten Tagen haben wir uns auf Burger, Tacos, Grilled Cheese Sandwiches und Cupcakes gestürzt, aber nach einiger Zeit stellte sich da doch eine latente Unlust ein und wir dachten: Hm, was Gesundes wäre auch mal wieder schön, oder? Natürlich gibt es in New York auch genug Möglichkeiten, sich gesund zu ernähren, dafür muss man, wie wir gelernt haben, aber deutlich tiefer in die Tasche greifen als für Fast Food. Daher freue ich mich, mich jetzt wieder zuhause in meiner Küche austoben und gesunde, sättigende und leckere Gerichte zu kochen.


Meine Liebe für die One-Pot-Gerichte hat aber noch zwei weitere Gründe: Zum einen sind sie äußerst unkompliziert zu machen, was ich sehr dankenswert finde, da ich noch immer ein wenig mit dem Jetlag zu kämpfen habe und mich gerade alles etwas mehr Kraft kostet als sonst. Da kommt mir quasi-meditatives Gemüseschnippeln und Im-Topf-Rühren gerade recht. Und mal ehrlich, bei dem grauen Herbstwetter da draußen, bei dem zumindest ich ständig friere, gibt es doch nichts besseres als eine heiße Suppe... oder sowas in der Art ;-)

Das heutige Rezept ist ein "sowas in der Art" - recht dickflüssig und gehaltvoll für eine Suppe, aber doch wieder etwas zu dünn für ein Curry. Es handelt sich um Mulligatawny, ein pseudo-indisches Gericht - denn das Rezept wurde nicht in Indien, sondern in England erfunden. Ursächlich dafür waren Rückkehrer aus der damaligen britischen Kolonie Indien, die indische Gewürze und Erinnerungen an die dortige Küche mit nach Europa brachten. Schnell etablierte sich die Mulligatawny-Suppe in England und war bald aus dem dortigen Rezept-Repertoire nicht mehr wegzudenken. Wie indisch die Suppe ist, lässt sich also diskutieren - fest steht aber, dass sie sich auch auf unserem Tisch schnell etablieren konnte :-) Sie schmeckt wunderbar würzig-aromatisch mit leichter Schärfe, richtig lecker gemüsig und sättigt durch Hähnchenfleisch, rote Linsen und Reis auch sehr gut.

Rezept
für 3 - 4 Personen

1 Hähnchenbrustfilet (etwa 300g)
1 große, dicke Möhre
1 kleine Zwiebel
1 Stück frischer Ingwer (etwa 4 cm)
2 Tomaten
2 EL Ghee, Sonnenblumenöl oder Kokosöl
1 TL gemahlener Kreuzkümmel
1 TL gemahlener Koriander
1-2 TL Currypulver (kommt drauf an, wie intensiv und scharf es ist)
2 - 3 Prisen Chilipulver
3 EL rote Linsen
1/2 l Gemüsebrühe
Salz
150 ml Kokosmilch
2 - 3 EL Limettensaft
2 EL gehackte glatte Petersilie
1 Tasse Basmatireis (ungekocht) oder Basmati- und Wildreis gemischt

Hähnchenfleisch waschen, trockentupfen und alles sichtbare Fett wegschneiden. Das Filet in kleine Stücke schnetzeln. Die Möhre schälen und erst längs in schmale Scheiben schneiden, diese dann in dünne Stifte und anschließend in Würfelchen. Die Zwiebel schälen und fein würfeln, den Ingwer schälen und fein hacken. Tomaten waschen und in kleine Stücke schneiden, dabei die Stielansätze wegschneiden.

Das Ghee oder Öl in einem Topf heiß werden lassen. Die Zwiebel darin bei mittlerer Hitze goldgelb bräunen, den Ingwer dazugeben und kurz mitbraten. Das Hähnchenfleisch in den Topf geben und die Gewürze darüberstreuen. Etwa 1 Minute anbraten, dabei rühren, damit die Gewürze nicht anbrennen.

Dann sofort Möhre, Tomaten, Linsen und die Brühe dazugeben und mit Salz würzen. Den Deckel auflegen und das Ganze etwa 30 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen. Gegen Garzeitende ab und zu kräftig umrühren – so zerfallen die Linsen und die Suppe wird schön sämig. 

Während der 30 Minuten Garzeit der Suppe die Tasse Reis in einen Topf geben und Salz sowie Wasser gemäß Packungsanweisung dazu geben (bei meinem Reis die 2,5-fache Menge). Reis kochen, bis er gar ist, dann abgießen.

Zuletzt die Kokosmilch in die Suppe rühren und 10 Minuten weiterköcheln lassen. Am Ende noch mal probieren, ob die Suppe noch Salz oder Chili- und Currypulver vertragen könnte. Limettensaft und Reis einrühren, dann mit Petersilie bestreuen und sofort servieren.

Quelle
leicht abgewandelt nach Tanja Dusy, Sebastian Dickhaut: Indien Basics

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