Europa-Kochprojekt, Teil 1: Albanien

In meinem Jahresrückblick hatte ich ja vor ein paar Wochen bereits ein paar kleinere und größere blog-bezogene Projekte für dieses Jahr angekündigt. Ein Projekt, dass mich nicht nur in diesem Jahr, sondern wenn alles gut geht sogar noch ein paar Jahre begleiten wird, ist mein neues Europa-Kochprojekt. Denn neben dem Kochen interessiere ich mich auch sehr für Geographie und überhaupt für das (alltägliche) Leben in anderen Ländern. So war mein Gedanke: Warum nicht beides verbinden und sich ein bisschen vertiefter mit anderen Ländern, deren Küche und kulinarischen Traditionen beschäftigen? Meine Hoffnung dabei ist, dass ich nicht nur mein Rezept-Repertoire erweitern, sondern auch mir bisher unbekannte oder wenig bekannte Zutaten und Zubereitungstechniken kennenlernen kann. Und damit ich es mir nicht zu einfach mache und immer Gerichte der "üblichen Verdächtigen" (also Frankreich, Italien... etc.) koche, hab ich mir gedacht, dass ich mich jeden Monat einem europäischen Land widme.

Die zentralen Regeln des Europa-Kochprojekts sind also:

  1. Jedes Land kommt in alphabetischer Reihenfolge einmal dran, auch wenn einige sicher etwas schwieriger werden, ist nach Möglichkeit keines auszulassen.
  2. Es sollen Rezepte ausgesucht werden, die wirklich besonders typisch für das Land sind, bzw. wenn sie auch in anderen Ländern gegessen werden, ihren Ursprung eindeutig nachweisbar in dem jeweiligen Land haben.
  3. Die Rezepte werden originalgetreu gekocht, also nicht verändert, verfeinert oder an meinen Geschmack angepasst.
  4. Jeden Monat wird ein Beitrag über ein Land mit den Rezepten und meinen Erfahrungen damit veröffentlicht. Der Beitrag ist dabei eher als Dokumentation zu verstehen, d.h. es werden auch Gerichte gebloggt, die mir nicht geschmeckt haben oder mich nicht so umgehauen haben, dass ich sie normalerweise für blog-würdig halten würde. Darauf weise ich euch aber natürlich hin ;-)
Als erstes Land in alphabetischer Reihenfolge wartete gleich eine kleine Herausforderung auf mich: Albanien. Albanien ist nach wie vor ein recht abgeschiedenes Land und zumindest für westeuropäische Touristen kein klassisches Reiseland, demzufolge verwundert es nicht, dass ich mit der albanischen Küche bisher noch nie in Berührung gekommen war. Wenig verwunderlich ist auch, was Wikipedia über die albanische Küche zu berichten hat: Diese ist mediterran und orientalisch geprägt, insbesondere Einflüsse aus anderen Balkan-Küchen sowie der bulgarischen, griechischen und türkischen Küche sind deutlich spürbar. Das brachte auch schon das erste Problem mit sich: Da Albanien ein recht kleines Land und stark von den Küchen der Nachbarländer beeinflusst ist, war es gar nicht so einfach, Gerichte zu finden, die entweder nur in Albanien gegessen werden, oder aber auch in benachbarten Ländern gegessen werden, ihren Ursprung aber in Albanien haben. Außerdem scheinen die Albaner eine ausgeprägte Vorliebe für Spinat zu haben - in jedem zweiten Rezept fand sich mein persönliches kulinarisches No-Go. 

Letztendlich habe ich aber doch zwei Gerichte gefunden, die mir einigermaßen zusagten, so dass ich ein kleines albanisches Menü kochen konnte. Den Auftakt bildete Tarator, eine kalte Gurken-Joghurt-Suppe mit reichlich Knoblauch, die vor allem im Sommer gern als Vorspeise oder erfrischendes kleines Gericht gereicht wird. Da alle Zutaten kalt zusammen kommen und bis auf das Schnippeln von Gurke und Knoblauch eigentlich nichts zu tun ist, kann dieses Süppchen in weniger als 10 Minuten auf dem Tisch stehen. Geschmeckt hat es uns ganz gut, auch wenn ich kein besonderer Fan von eher dünnflüssigen Joghurt-Suppen bin, sondern einen Gurken-Joghurt-Dip mit Knoblauch wohl vorgezogen hätte. Allerdings war es sicher auch nicht ganz optimal, dieses sommerliche Gericht an einem Januartag bei Minusgraden aufzutischen, das gebe ich zu ;-) Für einen heißen Sommertag kann ich für dieses Gericht also eine eingeschränkte Nachkochempfehlung geben, ich selber würde es in dieser Form aber wohl nicht noch mal zubereiten.

Tarator

Das Hauptgericht in unserem albanischen Menü bildete Fërgesë Tirane. Das heißt übersetzt soviel wie Tirana-Auflauf und ist ein typisches Gericht aus der albanischen Hauptstadt. Dabei handelt es sich um einen Gemüse-Auflauf, für den Tomaten- und Paprika-Würfel mit einer Sauce aus Feta, Butter und Mehl vermischt, in eine Auflaufform gefüllt und gebacken werden. Auch das lässt sich recht einfach zubereiten und schmeckt, nun ja, wie Tomaten- und Paprika-Würfel in Feta-Sauce gebacken halt so schmecken. Also ok, aber nicht besonders raffiniert, was sicher auch daran liegt, dass keine anderen Zutaten und insbesondere andere Gewürze als Salz und Pfeffer verwendet werden. Würden meine Regeln es mir erlauben, Gerichte abzuwandeln, dann hätte sich hier sicherlich mit noch anderen Gemüsesorten und/oder Hackfleisch und/oder Nudeln und einigen Gewürzen noch etwas rausholen lassen. So hat es mir aber leider nicht besonders geschmeckt, so dass ich dieses Gericht ebenfalls nicht noch einmal kochen würde.

Fërgesë Tirane

Soweit meine Erfahrungen mit der albanischen Küche, die ich, auch wenn ich natürlich nur einen kleinen Einblick bekommen habe, als recht einfach zuzubereiten, aber nicht besonders raffiniert erlebt habe. Vielleicht kennt sich ja unter euch jemand mit albanischer Küche aus? Wenn ja, wie ist euer Eindruck? Hätte es noch andere Gerichte gegeben, die ich unbedingt probieren sollte?

Im Februar steht übrigens mit Andorra das nächste Land auf dem Programm. Auch das wird aufgrund der geringen Größe des Landes sicher nicht ganz einfach. Kennt ihr typische andorranische Gerichte, an die ich mich heranwagen sollte?

Rezepte

Tarator
für zwei Personen

1/2 Salatgurke
1-2 Knoblauchzehen
125 ml Joghurt (möglichst griechisch oder bulgarisch)
125 ml Wasser
Salz, Pfeffer aus der Mühle
2 EL Olivenöl
1/2 EL heller Balsamico
1/2 Handvoll Dill, gehackt
evtl. Mandeln, gehackt

Gurke schälen, mit einem kleinen Löffel die Kerne herauskratzen und die Gurke fein würfeln. In eine Schüssel geben und mit Salz und Pfeffer würzen. Knoblauchzehen zunächst fein hacken, dann mit der flachen Seite des Messers zerdrücken und mit etwas Salz zu einer Paste verreiben. Knoblauchpaste zu den Gurkenwürfeln geben, Essig und Öl ebenfalls zugeben, noch mal mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Dann den Joghurt und das Wasser zugeben, alles verrühren. Gehackten Dill zugeben und noch mal probieren, ob genug Salz und Pfeffer dran ist. Nach Wunsch ggf. vor dem Servieren noch mal kalt stellen. Dann in Schüsseln füllen, mit gehackten Mandeln bestreuen und mit Fladenbrot servieren.


Fërgesë Tirane
für zwei Personen

250g rote Paprika
250g Tomaten
200g Feta
1/2 TL Mehl
60g Butter
2 EL Olivenöl + etwas mehr für die Form
Salz, Pfeffer aus der Mühle

Paprika waschen, putzen und klein würfeln. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen und Paprika darin bei mittlerer Hitze ca. 5-7 Min. dünsten. Danach ca. 15 Min. abkühlen lassen. In der Zwischenzeit den Ofen auf 200 Grad vorheizen. Tomaten waschen, vierteln, die Kerne entfernen und Tomaten ebenfalls klein würfeln. Feta würfeln. Butter in einem kleinen Topf schmelzen, den gewürfelten Feta und das Mehl zugeben und schmelzen lassen, bis eine cremige Käse-Sauce entstanden ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken (Salz brauchte es bei mir nicht, da der Käse schon sehr salzig ist).

Eine Auflaufform mit Olivenöl ausstreichen. Das Gemüse mit der Käse-Sauce mischen und in die Auflaufform geben. Bei 200 Grad ca. 15-20 Min. backen.


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